10 Tipps zum Verabreichen von Injektionen
Quelle: landwirt.com
Ob Eiseninfektion, Räudebehandlung oder Circoimpfung: Für TGD-Betriebe gehört die Injektionsbehandlung von Schweinen zum Standardprogramm. Hier ein Auffrischungskurs in Sachen Arzneimittel lagern, anwenden und entsorgen.
Laut TGD-Verordnung darf der Tierhalter folgende Applikationsarten selbst vornehmen: intramuskuläre und subkutane Injektionen von Impfstoffen und Arzneimitteln sowie die orale Verabreichung von Medikamenten. Andere Formen von Injektionen, wie zB die intravenöse, intraperitoneale (in die Bauchhöhle) oder intradermale (in die Haut) Verabreichung, sind dem Tierarzt vorbehalten. Voraussetzung zur Arzneimittelanwendung ist neben der Mitgliedschaft beim TGD die Absolvierung der entsprechenden Ausbildungsmodule und der laufende Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen. Das ordnungsgemäße Vorgehen bei der Verabrechung von Injektionen beim Schwein ist eine wichtige Maßnahme der Biosicherheit am Betrieb und sollte daher sehr ernst genommen werden.
1. Lagerung von Arzneimittelflaschen
Tierarzneimittel sind grundsätzlich getrennt von Futter- und Lebensmitteln und unter Verschluss zu verwahren. Originalverpackte (!) Arzneimittel können, soweit sie nicht laut Herstellerhinweis gekühlt gelagert werden müssen, bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden.
Ensprechend den Anweisungen am Beipackzettel sind insbesondere Impfstoffe und einige andere Injektionspräparate bei Kühlschranktemperatur zu lagern. Angebrochene Flaschen sollten stets gekühlt und vor Licht geschützt gelagert werden.
2. Vor der Injektion - Erwärmen und Schütteln
Nehmen Sie die Flaschen rechtzeitig (zwei bis drei Stunden) vor der Verabreichung aus dem Kühlschrank und erwärmen Sie sie auf Zimmertemperatur.
Arzneimittelflaschen, die Emulsionen (zB Impfstoffe) oder Suspensionen (zB penicillinartige Antibiotika) enthalten, sind an der milchigen Farbe erkennbar. Sie müssen vor der Verwendung gut geschüttelt werden, bis sich der Bodensatz mit dem Lösungsmittel vollständig vermischt hat. Erst danach sollten Sie mit einer sauberen Nadel und Spritze die benötigte Menge Arzneimittel entnehmen bzw. die Flasche auf eine Dosierspritze klemmen. Verwenden Sie zur Entnahme von Arzneimittel aus der Flasche stets eine frische Nadel!
3. Die richtige Nadel wählen
Für die Injektionsbehandlung stehen verschiedene Arten von Spritzen und Nadeln zur Verfügung. Wichtig ist, die richtige Nadellänge und -stärke für die entsprechende Tiergruppe zu wählen.
Folgende Nadellängen/-stärken sind für die einzelnen Altersgruppen geeignet:
- Saugferkel: 10-16 mm / 1 mm
- Absetzferkel: 15-20 mm / 1,4-1,6 mm
- Aufzuchtferkel/Läufer: 20-25 mm / 1,4-1,6 mm
- Mastschweine: 25-35 mm / 1,6-2,0 mm
- Jungsauen, Sauen und Eber: 35-40 mm / 1,8-2,0 mm
Für Arzneimittel mit höherer Viskosität (ölige Zubereitungen) sollten die stärkeren Kanülen verwendet werden.
An der richtigen Stelle spritzen - intramuskulär...
Beim Schwein kommt hauptsächlich die intramuskuläre Injektion in Frage. Die richtige Lokalisation dafür befindet sich am oberen Rand der haarlosen Stelle hinter dem Ohr. Dafür ist es wichtig, dass die Nadel im rechten Winkel zur Hautoberfläche eingestochen wird. Achten Sie darauf, dass die Nadel lang genug ist, damit das Arzneimittel in den Muskel und nicht in das Unterhautfettgewebe injiziert wird. Der Muskel ist stark durchblutet. Dadurch wird sichergestellt, dass der Wirkstoff resorbiert und über den Blutkreislauf im Körper verteilt wird.
5. ...subkutan
Bei der subkutanen Injektion muss die Nadel parallel zur Haut eingestochen werden. Eisengabe in die Kniefalte beim Saugferkel: Hier soll die Haut vor der Injektion zwischen zwei Fingern etwas verschoben werden. Antiparasitika wie Ivermectin werden ebenfalls am Ohrgrund injiziert. Grundsätzlich sollte die Nadel mit sanftem Druck eingestochen werden, wobei der Konus der Nadel mit der zweiten Hand fixiert werden kann. Sollte die Injektionsstelle stark verschmutzt sein, so säubern Sie diese vorher oder wechseln Sie auf die andere Körperseite.
6. Verschiedene Arzneimittel und größere Mengen aufteilen
Werden zwei oder mehrere Arzneimittel (zB Mykoplasmen- und Circovirus-Imfpung, Antibiotikum und Entzündungshemmer) gleichzeitig verabreicht, so sollte die Injektion nicht in einer Mischspritze, sondern getrennt an unterschiedlichen Stellen erfoglgen.
Bei größeren Dosen gilt:
- Saugferkeln nicht mehr als 2 ml
- Mastschweinen nicht mehr als 3-5 ml
- Sauen nicht mehr als 5-10 ml an einer Stelle in den Muskel verabreichen.
7. Wenn die Nadel abbricht
Für den Fall, dass die Nadel während der Injektion abbricht und in der Haut des Tieres verschwindet, muss der Vorfall vermerkt werden und bei der Schlachtung bekannt gegeben werden.
Das betreffende Schwein muss bis zur Schlachtung sichtbar gekennzeichnet werden. Sie können es mittels Farbspray markieren oder eine zusätzliche Ohrmaske einziehen, die Sie mit einem wasserfesten Stift mit einer laufenden Nummer beschriften.
Am Viehverkehrsschein geben Sie das Tier mit der Nadel im Körper separat an. Dazu ergänzen Sie den Vermerk "Abgebrochene Injektionsnadel" inklusive Art der Kennzeichnung und laufender Nummer der zusätzlichen Ohrmarke. Dadurch ist es am Schlachthof einfacher, die Nadel im Schlachtkörper mittels Metalldetektor aufzufinden und zu entfernen.
8. Nadeln zwischendurch wechseln
Werden mehrere Tiere hintereinander behandelt (zB Massenimpfungen, Eisenversorgung bei Saugferkeln), sind die Nadeln regelmäßig auszuwechseln:
- bei Saugferkeln von Box zu Box
- bei Aufzuchtferkeln, Mastschweinen und Sauen jeweils nach ca. 10-15 Tieren
- jedenfalls immer zwischen verschiedenen Einheiten (Boxen, Abteilen, Ställen)
- Wechseln Sie bei der Behandlung von einzelnen kranken Tieren die Nadel grundsätzlich von Tier zu Tier.
9. Spritzen und Nadeln reinigen und desinfizieren
Nach dem Gebrauch sind die Flaschen von den Dosierspritzen zu lösen und wieder gekühlt aufzubewahren. Um das Eindringen von Luft in die Flaschen zu verhindern, kann man die Einstichstelle am Gummistopfen mit Wachs bedecken. Die automatischen Dosierspritzen sollten sich mit aufgesetzter Flasche im Kühlschrank gelagert werden, da sich die Ansaugvorrichtung sonst verstopfen und die Gummidichtungen schneller porös werden.
Gebrauchte Nadeln sind zu sammeln (zB in leeren Plastikflaschen) und als Sondermüll zu entsorgen (Müllsammelstellen der Gemeinden). Nadeln, die noch in Ordnung sind (Spritze nicht verbogen, Konus nicht locker), können wiederverwendet werden. Davor müssen sie gereinigt und ausgekocht oder für einige Stunden in Desinfektionslösung gelagert werden. Reinigen Sie die zerlegte Spritze mit warmen Wasser. Desinfizieren Sie danach die Einzelteile der Spritze mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.
10. Haltbarkeit angebrochener Arzneimittel
Die Haltbarkeit angebrochener Arzneimittelflaschen ist ebenfalls dem Beipacktext zu entnehmen. Notieren Sie auf der Flasche das Datum der ersten Entnahme.
Falls sich das Arzneimittel innerhalb der Haltbarkeitsdauer optisch oder in seiner Konsistenz verändert, sollte es nicht mehr verwendet werden. Arzneimittelreste und abgelaufene Medikamente nimmt der Tierarzt zurück. Gereinigte, leere Flaschen sind mit der Altglas- bzw. Kunststoffsammlung zu entsorgen.
Beachten Sie folgende Grundregeln:
- Impfen Sie nur gesunde Tiere. Eine Impfung stellt eine gewisse Belastung für das Tier dar, denn sie aktiviert das Immunsystem. Ähnliches gilt auch für andere prophylaktische Maßnahmen wie zB die Eisenverabreichung an Saugferkel.
- Ob mittels Injektionen, oraler Gaben oder Anwendungen über das Futter - über sämtliche angewendete Arzneimittel sind genaue Aufzeichnungen zu führen.
- Die entsprechende Wartezeit bei Verabreichung eines Arzneimittels die einzuhalten ist bis ein Tier geschlachtet werden darf, beginnt mit dem Tag nach der letzten Behandlungsmaßnahme.
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